Architekt: Jadric Architektur ZT GMBH
Typ: Wettbewerb
Preis: Nachrücker
Jahr: 2022
Ort: Steinach am Brenner, Tirol, Österreich
Projektteam: Nikolaus Punzengruber, Jakob Mayer, Nerea Garcia
Model: Nenad Ikodinovic
Ortsplanerische Idee:
Das Wettbewerbsgebiet befindet sich in einem sehr heterogenen Umfeld zwischen dem dicht bebauten Ortszentrum und locker verteilten Einfamilienhäusern. Vom Inneren der Schu-le bietet sich jedoch ein herrlicher Ausblick in Richtung Kirche und die umliegende Bergwelt. Aktuell bilden die Bestandsbauten der Schulgebäude eine inhomogene Ansammlung in rela-tiv großem Maßstab.
Das ortsplanerische Konzept sieht einen dreigeschossigen, im Grundriss nahezu quadrati-schen Baukörper vor, der sich in die Umgebungsstruktur fügt. Im Zuge des Umbaus erhält die Mittelschule auf der vis-a-vis Seite einen eingeschossigen Verbindungstrakt im Erdge-schoss mit einer großzügigen Terrasse am Dach. Somit umrahmen der neue Baukörper und die „Schul-Loggia“ für den neuen großzügigen Schulhof. Dieser Schulhof dient als Schnitt-stelle zum öffentlichen Raum und als Treffpunkt für Erwachsene und Kinder.
Architektur und Gestaltung:
Die West-Fassade der Volksschule mit repräsentativem Foyer, Holzverkleidung und raum-hohen Fenstern bestimmt die angenehme Atmosphäre. Im Erdgeschoß genießen die Kinder und Jugendlichen beim Mittagessen oder in der Bibliothek durch die raumhohen Fenster den Ausblick in die Natur. Natürliches Licht fällt auch in den Bewegungsraum und den Turnsaal, die im Untergeschoß situiert sind. Die „Spange“ präsentiert sich als transparenter, einge-schoßiger Verbindungstrakt mit einem zentralen Eingang. Direkt anschließend befinden sich die Zentralgarderobe und ein Speisesaal. Eine breite Treppe führt einladend in das erste Obergeschoss des südlichen Bestandsgebäudes. Die zentrale Terrasse, ist durch zwei Durchladerlifte barrierefrei erreichbar. Die Cluster sind so konzipiert, dass sie geringe Ein-griffe in die bestehende Konstruktion erfordern und trotzdem zeitgemäße Lernsituationen geschaffen werden. Der Außenraum ist von Nord nach Süd in Aktivzone, Schulhof und Ru-hezone gegliedert.
Aus der Ferne:
Konstruktion und Material sind als ökologisches und ökonomisches Manifest zu verstehen:
- Auswahl von heimischem Holz (BSH und Lärchenlattung) als Baumaterial
- Ein kompakter Baukörper der sowohl im Errichtungsprozess, als auch in der Nutzung nahe-zu CO2 neutral
funktioniert; Eigene Energieversorgung durch Solaranlagen am Dach - Die Erweiterung sollte die Anbindung an die Ortszentrum wieder stärken und der neue Schulplatz seine
Rolle als wichtiger Gemeindeplatz erlangen
Aus der Nähe:
- Offene Lernlandschaften, die Wissenstransfer beflügeln
- Klimatisch vorteilhafte Architektur durch Querlüften und leichten Zugang zu offenen Plät-zen, Terrassen
und Loggien. - Sportplatz am Dach mit schönem Ausblick Richtung der Berge
- Transparente und lichtdurchflutete Lernlandschaften (Cluster) mit großer Flexibilität
- Keine vordefinierte Nutzung- dynamische Verhältnis zwischen Funktion und Form, die eine
Weiterentwicklung der Unterrichtsmethodik ermöglicht - Der neue Schulplatz setzt sich beidseitig fließend fort in die transparente Aula mit Ganz-tagesbereich
und Bibliothek. - Ein externer Zugang für Sportler, eine barrierefreie Erschließung ist durch den Lift in der Spange über die
unterirdische Verbindung gegeben - Lehrbeete und ein Biologiesaal im Dachgeschoss
Schule als Magnet
Speisesaal, Bibliothek und eine großzügige Stiegen-Landschaft befinden sich im Zentrum und können für sämtliche Veranstaltungen leicht umgestaltet werden. Das zentrale Treppen-haus dient als Knotenpunkt für die Orientierung: Es ist Tribüne für Veranstaltungen, Verweil- und Lernlandschaft in einem. Am Ende der Treppenlandschaft befinden sich im ersten Obergeschoß die Sonderräume, die auch während der Nachmittagsbetreuung genutzt wer-den. Die Verwaltung ist hier ebenfalls situiert. Nördlich der Volksschule befindet sich die Aktivzone mit Laufbahn, Motorikpark und Weitsprunganlage. Helle und Nutzungsneutrale Räume lassen vielseitige Nutzungen zu, und fördern auch jene Rückzugs- und persönlichen Freiräume, die in den Zeiten wie diese notwendig sind.
Cluster und Lernlandschaften
Die Unterrichts- und Gruppenräume sind um eine zentrale „Lernlandschaft“, zusammenge-stellt. An Kreuzungspunkten zwischen dem einzelnen Cluster sind Verbindungsräume mit Computer geplant. Durch die transparenten Zwischenräume, und das zentrale Treppenhaus kommt Tageslicht von allen Seiten in die Lernlandschaften. Diese sind direkt an Terrassen angebunden, deren Größe Unterricht im Freien ermöglicht. Es wurde auf optimale Blickbe-ziehungen zwischen den einzelnen Räumen geachtet, um Schülern und Lehrern Orientierung zu bieten.
Das Modell der Lernlandschaft in einem Cluster ist nicht nur eine Ecke in neutralem Groß-raum. Sie ermöglicht differenzierte Lernzonen unterschiedlichen Zuschnitts. In solchen Raum-Konstellationen werden Kinder aufgefordert ihre Selbstständigkeit und Interaktion in hetero-genen Gruppen zu entwickeln.
Ausblick
Architektur ist nicht fokussiert, ausschließlich eine „perfekte Lernumgebung“ zu entwerfen, sondern versucht, „Rahmenbedingungen“ zu schaffen, aus denen sich gute und erfolgreiche Lernumgebungen von selbst entwickeln werden.
Die Schule ist erst der Beginn eines lebenslangen interaktiven Lernens, wo der Einsatz von Werkzeugen der Informationstechnologien auch die nächsten Jahrzehnte maßgeblich prägen wird. Architektur sollte ihre Nutzer genügend Spielraum überlassen um sich aktiv in fließen-den Grenzen eigene Räume so einzurichten wie sie für richtig halten. Sie muss genügend Möglichkeiten vorsehen um das dynamische Verhältnis zwischen Funktion und Form immer wieder anzupassen an momentanen Bedarf. Das ist ein Moment der Hoffnung.